Freilichtbühne
Volk spielt für Volk!
Die Freilichtbühne ist unter der Bezeichnung Volksschauspiele Ötigheim e.V. als Verein eingetragen, der das Laienspiel pflegt und fördert. Dabei ist die durch den Gründer der Freilichtbühne, Geistlicher Rat Monsignore Joseph Saier, entwickelte künstlerische und kulturpolitisch-christliche Linie verbindlich.
Die Volksschauspiele haben derzeit ca. 1.500 Mitglieder, die am Spielgeschehen auf und hinter der Bühne teilnehmen. Bis zu 600 Mitwirkende aus allen Altersgruppen agieren je nach Stück auf und hinter der Bühne.
1905 trat Pfarrer Joseph Saier sein Amt in Ötigheim, einer kleinen mittelbadischen Gemeinde zwischen Baden-Baden und Karlsruhe, an. Bei seiner seelsorgerischen Tätigkeit lag ihm besonders die Jugend im Dorf am Herzen.
Er fürchtete, dass sie durch die zunehmende Industriearbeit dem dörflichen Leben entfremdet würde und wollte ihr deshalb eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung anbieten.
Zu diesem Zweck gründete er 1906 die Volksschauspiele Ötigheim. Unter der freiwilligen Mitarbeit zahlreicher Helfer wurde eine nahe beim Dorf gelegene Kiesgrube zu einer Bühne umfunktioniert und schon am 30. September 1906 fand mit "Die beiden Tilly" dort erstmals eine Aufführung statt.
Aufgrund der großen Nachfrage wurde das Stück im folgenden Jahr einige Male wiederholt. Bis 1910 ruhte der Spielbetrieb. In diesem Jahr gelang dann mit Schillers "Wilhelm Tell" der große Durchbruch, und die Begeisterung, die der Klassiker beim Publikum und bei den Mitwirkenden auslöste, führte dazu, dass der "Tell" auch 1911 und 1913 auf dem Spielplan stand. 1913 sahen über 100.000 Zuschauer "Wilhelm Tell".
Er ist das in Ötigheim am häufigsten aufgeführte Drama, und die Ötigheimer Volksschausspieler identifizieren sich bis heute soweit mit diesem Stück, dass sie die in der Kiesgrube entstandene Bühnenanlage bis heute ihren "Tellplatz" nennen.