Geschichte
Vom Bauerndorf zur Wohngemeinde!
Auf der Suche nach Spuren der jüngeren Vergangenheit muss sich auch Ötigheim, wie die meisten Gemeinden unseres Landes damit bescheiden, seine Geschichte mosaikartig aus wenigen, zum Teil lückenhaften Zeugnissen und aus zufällig entdeckten oder mit Akribie verfolgten Hinweisen verschiedenster Quellen zu einem Bild zusammenfügen; ein Puzzle, das in den jeweiligen zeitgeschichtlichen Rahmen passen muss. Bis weit über das Mittelalter hinaus bleiben dabei viele Lücken, denn welcher Ötigheimer Urahne hatte schon Anlaß, geschichtsträchtige Ereignisse, den waltenden Zeitgeist oder die ihn und seine Familie prägenden Lebensumstände zu dokumentieren und damit seiner Nachwelt zu erhalten.
Dank des beurkundeten Testaments des Franken Amalbertus wissen wir zumindest, dass Ötigheim bereits im Jahre 788 existierte. Es war dies die Zeit der Herrschaft von Kaiser Karl dem Großen, der zur Verwaltung seines riesigen Frankenreichs an die Spitze eines jeden seiner Verwaltungsbezirke, seiner Gauen, einen Grafen setzte. Die ersten Gaugrafen in unserem Ufgau waren die Herren von Calw. Güterschenkungen und Stiftungen verschiedenster Art und aus verschiedensten Gründen veränderten immer wieder die Besitzverhältnisse.
So kamen auch die Grafen von Eberstein um die Jahrtausendwende in den Genuss solcher Zuwendungen und erwarben Herrschaftsrechte im Ufgau und damit auch in Ötigheim. Gleichzeitig verschwanden die alten Gaubezeichnungen; Rechte und Würden der einstigen Gaugrafen gingen in die Hände der Grundherren über, und die Grafen nannten sich nicht mehr nach ihrem Sprengel, sondern nach ihrem Wohnsitz.
Graf Berthold III. von Eberstein (1112 - 1158) gründete und stiftete die Klöster Herrenalb und Frauenalb und übereignete ihnen zur Bewirtschaftung unter anderem auch einige Hofgüter in Ötigheim. Hätte es um 1200 schon verlässliche Lagerbücher gegeben, wären darin für die auf Ötigheimer Gemarkung bewirtschafteten Ländereien verschiedenste geistliche und weltliche Herrschaften zu verzeichnen gewesen: Das Bistum Speyer, die Klöster Weißenburg, Seltz, Herrenalb und Frauenalb, die Grafen von Eberstein und schließlich auf dem Erbwege auch die Markgrafen von Baden.
Über 80 % der Bevölkerung lebte und arbeitete zu jener Zeit auf dem Lande, als Unfreie. Nicht selten begaben sich die Bauern freiwillig "mit Leib und Leben" in die Abhängigkeit vom Grundherren, weil dieser dafür Lebensunterhalt und Kleidung zusicherte und manche anderen Garantien übernahm, z.B. den Schutz, den Herrendienst und die Rechtsprechung bei Streitigkeiten oder Vergehen...
Quelle: Bildband Ötigheim im Wandel der Zeiten (erhältlich beim der Gemeindeverwaltung, Schulstraße 3, Zimmer 11)